Es ist nie zu spät, sich einzumischen

Veröffentlicht am 08.03.2015 in Presse

Filiz Cetin, MdL Ruth Müller und MdL Johanna Werner-Muggendorfer

SPD-Abgeordnete luden anlässlich des internationalen Frauentags ein

Seit über 100 Jahren wird im März der internationale Frauentag begangen, 1921 wurde das Datum auf den 8. März festgelegt. Die Pfeffenhausener Landtagsabgeordnete Ruth Müller lud auch im zweiten Jahr ihrer Amtszeit wieder die Frauen aus der Region zu einer Veranstaltung der SPD-Landtagsfraktion ins Café Central nach Pfeffenhausen ein. Passend zum Motto „Immer dieselbe Leier?“ hatte sie mit Wolfgang Dechant auch einen Drehorgelspieler engagiert, der neben Müllers Gemeinderatskollegen Thomas Niederreiter die einzigen beiden Männer bei der Veranstaltung waren.

Frauen sind auch im Alter oft benachteiligt

„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – dass es dieser Satz in das Grundgesetz geschafft hat, habe man der SPD-Abgeordneten Elisabeth Selbert zu verdanken, informierte Müller eingangs. Allerdings musste das gedruckte Wort in vielen Jahrzehnten mit Leben erfüllt werden, denn nur die Aussage alleine bewirkte in vielen Bereichen noch keine Gleichstellung. In einem kurzen Rückblick ging Müller auf wesentliche Stationen der Gesetzgebung ein. Der Mindestlohn, der in diesem Jahr eingeführt wurde, werde auch vielen Frauen zugutekommen, war sich Müller sicher. Gerade Frauen seien von niedrigen Erwerbseinkommen und im Alter dann von niedrigen Renten betroffen. Die durchschnittliche Rente eines bayerischen Mannes betrage 1.033 Euro im Monat, während eine Frau mit durchschnittlich 535 Euro zurecht kommen müsse. Auf ihre Anfrage im Sozialministerium, ob hier Handlungsbedarf gesehen werde, habe Müller die Antwort erhalten, dass „Frauen in der Regel in gemischtgeschlechtlichen Beziehungen leben und aufgrund der höheren Lebenserwartung später auch meist noch eine Witwenrente erhielten“. Die Antwort auf die Frage der Zukunft von Frauen dürfe doch nicht lauten: „Heiraten und auf die Witwenrente warten“, machte Müller deutlich. Sie berichtete außerdem über verschiedene Initiativen, die sie zusammen mit ihren SPD-Gemeinderatskollegen in den vergangenen Jahren im Hinblick auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrer Heimatgemeinde gestartet habe.

Frauen im ländlichen Raum

Die Landtagsabgeordnete aus dem Landkreis Kelheim, Johanna Werner-Muggendorfer ging in ihrem Redebeitrag auf die Situation von „Frauen im ländlichen Raum“ ein. Am 1. Juli 2014 wurde im Bayerischen Landtag einstimmig beschlossen, eine „Enquête-Kommission“ einzusetzen, die das Staatsziel „gleichwertige Lebensverhältnisse“ untersuchen soll. Sie schilderte anschaulich ihren Lebensweg, der als „Deandl vom Bauernhof“ nicht an der Wiege gesungen war, einen höheren Schulabschluss und eine politische Laufbahn zu erreichen. Die damals neugegründete Realschule habe sie nur besuchen können, weil es eine staatliche Schule war, die kostenfrei war. Sie habe aber sehr früh begonnen, sich politisch zu engagieren und für Verbesserungen einzutreten. Gerade im ländlichen Raum seien die Herausforderungen für Frauen ganz andere als in städtischen Regionen, wo Kinderbetreuung, Arbeitsmöglichkeiten und Freizeitangebote ganz anders vorhanden seien. „Wir wollen nicht mehr als die Männer“, machte Werner-Muggendorfer deutlich. Aber es sei auch legitim, für mehr Gleichberechtigung einzutreten und sie einzufordern, denn „von selbst geht gar nichts“. Und damit Interessen auch auf politischer Ebene umgesetzt werden, ermunterte sie die Gäste des Nachmittags, „sich einzumischen, denn es ist nie zu spät“.

 

Kinderbetreuung besser regeln

In der anschließenden Diskussion wurden auch Fragen zu 450-Euro Jobs thematisiert und vor allem angeregt, das Ehegatten-Splitting abzuschaffen, da es das Alleinverdiener-Modell fördere und Frauen bei Trennungen und im Alter finanziell meist das Nachsehen hätten.

Vertreterinnen aus Elternbeiräten berichteten über die Schwierigkeit der Nachmittagsbetreuung. „Während es im Kindergarten noch relativ einfach ist, eine längere Betreuung zu bekommen, um arbeiten zu gehen, ist mit Schuleintritt meistens Schluss damit“, klagte eine junge Mutter. In jeder Kommune gebe es andere Regelungen, der Hort sei anders organisiert und finanziert als die Mittagsbetreuung oder die offene Ganztagsschule und so sei es oft vom Wohlwollen oder der finanziellen Lage der Kommune und der Zusammensetzung des Gemeinderats abhängig, ob und welche Angebote es überhaupt gebe. „Hier müsse es mehr Transparenz und vor allem eine bessere finanzielle Ausstattung geben, damit an allen Schulen Nachmittagsangebote, Hausaufgabenbetreuung oder auch Unterricht stattfinden könne“, pflichtete auch die Essenbacher Kreisrätin Filiz Cetin, die auch Mitglied im Arbeitskreis „Bildungsregion Landkreis Landshut“ ist, den engagierten Elternbeirätinnen bei.

Der Ergoldsbacher Drehorgelspieler hatte anlässlich des internationalen Frauentags auch zwei Lieder über Frauen parat: Zum einen spielte er „Mariechen saß weinend im Garten“, die vom Vater ihres Kindes verlassen worden war und als Antwort darauf das Lied von der „aufmüpfigen Müllerin“. Mit weiteren unterhaltsamen Weisen wie „Veronika, der Lenz ist da“ klang der frühlingshafte Frauennachmittag im Café Central bei Strudel und Kaffee gemütlich aus.

 

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