Pfeffenhausen hat sich „hochgelebt“

Veröffentlicht am 10.02.2017 in Presse

Die SPD-Vorsitzenden Niederreiter und Müller (r) mit Thomas Richter (Mitte) und Martin Fahmüller und Klaus Leopold (l)

Interessanter Einblick in die archäologische Geschichte des Marktes

Zu einem archäologisch informativen Abend hatte der SPD-Ortsverein Pfeffenhausen den Kreisarchäologen Thomas Richter eingeladen, der über die aktuellen Ausgrabungen auf dem Königbräugrundstück im Jahr 2016 berichten konnte. Vorsitzender Thomas Niederreiter begrüßte die interessierten Zuhörer, die sich im Brauereigasthof Pöllinger eingefunden hatten, um einen Blick in die Geschichte des Marktes zu bekommen.

In einem kurzen Abriss erläuterte Richter, wie Fundstellen entstehen und als solche von den Archäologen entdeckt werden. Grundlagen seien unter anderem Pfostenspuren von Holzbauten, die bis zu 7.500 Jahre alt seien und durch Luftbildaufnahmen erkannt würden, so Richter. „Durch unterschiedliche Bewuchsmerkmale des Getreides kann man gut erkennen, ob der Boden ungestört sei oder ob eben Mauern, Abfallgruben oder Holzreste darunter liegen“, veranschaulichte Richter seine Aussagen mit einigen Bildern aus der Region Landshut. Zudem werde man auch in alten Akten und Archiven fündig. Bei einem alten Ort wie Pfeffenhausen wisse man, dass er sich „hochgelebt“ habe, denn die früheren Ortslagen seien immer tiefer gewesen. Aufgrund von Überschwemmungen oder Zerstörungen der Häuser durch Kriege oder Brände habe man neue Bauten auf den alten Fundamenten errichtet und das alte Material soweit möglich wieder verwendet. Der ganze Marktkern sei ein Bodendenkmal, bei jedem Bodeneingriff stoße man in alte Siedlungsschichten vor. Die frühere Ortsgeschichte weist allerdings wenig Erhellendes aus der Archäologie vor. 1990 habe es bei der Sanierung der Kirche St. Corona in Koppenwall eine archäologische Grabung gegeben und entlang der B299 sei eine spätkeltische Viereckschanze durch eine geophysikalische Untersuchung durch das Landesamt für Denkmalpflege gefunden worden. Hierbei handele es sich um befestigte Herrenhöfe aus der Zeit um 200 vor Christus.

Erst 2014 habe man erstmals Stücke der Marktbefestigung entdeckt, als bei der Verlegung der Wasserleitung Mauerreste in der Moosburger Straße in der Nähe des Königbräugrundstücks aufgetaucht seien. Richter dankte in diesem Zusammenhang auch Klaus Leopold, der den archäologischen Wert erkannt habe und die Kreisarchäologie informierte. Ein zweiter, relativ gut erhaltener Teil der Marktbefestigung wurde wenig später in der Verlängerung der Moosburger Straße auf der Höhe des Parkplatzes entdeckt. Martin Fahmüller habe ihn bei allen Grabungen mit zahlreichen Luftbildern und alten Karten unterstützt, auf denen man auch die alte Struktur des „Rundlings“, als die der Markt Pfeffenhausen einst angelegt war, gut erkennen konnte.

Als nun die Neubebauung des Königbräugrundstücks anstand, habe sich ein neues Fenster für die Geschichte des Marktes aufgetan. Man habe Keramik und Siedlungsspuren aus dem 15. -18. Jh. Jahrhundert gefunden, aber auch kunstvolle Bodenfliesen aus dem 19. Jahrhundert, so Richter. Letztere gehörten zu den baulichen Strukturen der ehemaligen Brauerei, die einst auf dem Königbräugrundstück stand. Durch den Fund eines „Rentenpfennigs von 1912“ konnte man die Reste der alten Brauerei sehr gut datieren. Dass hier schon länger eine Brauerei stand, würden drei alte Brunnen belegen, deren ältester bis in das 16. Jh. zurückdatiert werden konnte. Mitten auf dem Grundstück habe man weitere Reste der alten Marktbefestigung gefunden, die in der Verlängerung mit dem Fund aus 2014 das historische Bild ergänzen würden. „Das Königbräugrundstück war früher teilweise außerhalb des Marktes“, stellte Richter fest. Er untermauerte diese Theorie unter anderem mit dem Fund der Grundrisse eines Lehmkuppelofens, der im Hochmittelalter zum Brotbacken verwendet wurde, und diese wurden aus Feuerschutzgründen in der Regel nicht im Ortskern geduldet. Wie die Funde zeigen, wurde das  Königbräugrundstücks erst 1481 mit dem Bau der Marktmauer vollständig in den Markt integriert, das würde auch den „eiförmigen“ Grundriss der Marktbefestigung erklären, veranschaulichte Richter seine Erkenntnisse anhand von Bildern.

Auf dem Gelände habe man außerdem Reste von Vorratsgefäßen aus dem späten Mittelalter gefunden sowie die Reste eines Standfuß-Bechers aus der Zeit um 1450. Besonders wertvoll für die Archäologen seien die Abfallgruben, denn daraus könne man schließen, wie die Menschen gelebt hätten und in welchem Zeitraum die Siedlungen entstanden seien. Einen ganz besonderen Fund stellte der Kreisarchäologe den Zuhörern am Montagabend auch noch vor: eine figürliche Keramik aus dem 16. Jahrhundert, für die es in unserer Region bisher keine Vergleichsstücke gibt. Richter hat aber nach einiger Recherche ein passendes Gegenstück in Niederösterreich gefunden, dabei handelt es sich um eine Darstellung der Heiligen Drei Könige die als sogenanntes Hauszeichen Verwendung fand. Häuser waren früher nicht mit Hausnummern versehen, sondern mit „Hauszeichen“, die als Erkennungszeichen der Gebäude dienten. Auch das Pfeffenhausener Stück ist wohl Fragment eines solchen Hauszeichens, das zur Identifikation des Anwesens diente. Was die Figur aus Pfeffenhausen darstellt muss noch unklar bleiben. In der anschließenden Diskussion wollten die Besucher noch wissen, wie es mit den Grabungen weitergehe, da ja in der Nähe des Königbräugrundstückes noch weitere Baumaßnahmen anstünden. „Ich komme gerne wieder, um aus dem wertvollen Bodendenkmal des Marktes neue Erkenntnisse zutage zu fördern“, versicherte Richter. An der Archäologie Interessierte lud Richter auch ein, sich ehrenamtlich an Grabungen zu beteiligen. „Wenn Sie uns graben sehen, sprechen Sie uns an, wir freuen uns immer, wenn Bürgerinnen und Bürger mit Hand anlegen, um die Geschichte ihrer Heimat zu erforschen“.

Ruth Müller bedankte sich bei Thomas Richter für den kurzweiligen Vortrag, der die Geschichte der letzten Jahrhunderte lebendig werden ließ. Die Kreisarchäologie handele im Auftrag der Bayerischen Verfassung, deren 70jähriges Jubiläum man erst vor kurzem feiern konnte. Denn hier sei in Artikel 141, Absatz 2 festgeschrieben, dass „Staat, Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts die Aufgabe hätten, die Denkmäler der Kunst, der Geschichte und der Natur sowie die Landschaft zu schützen und zu pflegen“.

 

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